Programmthema Sexualerziehung

Sexuelle Sozialisation und sexuelle Identitätsfindung

Sexuelle Sozialisation und sexuelle Identitätsfindung sind von grundlegender Bedeutung für die menschliche Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit. Sie beeinflussen den Aufbau und die Gestaltung von Sozialbindungen. Die Idee der Gesundheitsförderung muss entsprechend eine überlegte und begründete Sexualerziehung mit umfassen. Diese muss biologische, medizinische, psychologische, ethische, soziologische und pädagogische Aspekte der menschlichen Geschlechtlichkeit mitberücksichtigen.

Basierend auf bestehenden Lehrplänen und Richtlinien der Bundesländer (z. B. Lehrplan Richtlinie zur Sexualerziehung des Landes NRW, 1999) werden folgende Inhaltsbereiche und Zielvorstellungen in der Grundschule vorgeschlagen und von Gesund macht Schule in Kooperation mit den Patenärztinnen und Patenärzten thematisiert:

  1. Körper und Sexualität,
  2. Geschlechterrollen,
  3. Beziehungen und Sexualität,
  4. Familie und andere Formen des Zusammenlebens,
  5. Sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt.

Um den Einstieg in das Thema zu erleichtern, hält Gesund macht Schule eine Materialmappe zur Sexualerziehung für den Unterricht, aber auch für die notwendige begleitende Elternarbeit bereit. Ziel der darin enthaltenden Arbeitsblätter und Sachinformationen ist es, ein positives Klima zu schaffen bzw. zu erhalten, in dem Kinder und Eltern offen und im Rahmen ihrer z. B. kulturellen, religiösen Hintergründe über Sexualität reden können. Wesentlich erscheint bei der Elternarbeit auch aufzuzeigen, dass junge Menschen immer früher geschlechtsreif werden und es daher eine Notwendigkeit gibt, Kinder früher als bisher aufzuklären. Schon im Grundschulalter sollten Mädchen und Jungen daher auf die bevorstehende Sexualreife und die gesamte Pubertätsentwicklung vorbereitet werden.

Quellen für die Sexualaufklärung

Laut einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2015 leisten Eltern je nach Herkunft unterschiedliche Aufklärungsarbeit: bei den 14- bis 17-Jährigen mit deutscher Herkunft werden 63 Prozent der Mädchen und 51 Prozent der Jungen von ihren Eltern aufgeklärt, aber nur 41 Prozent der Mädchen und 36 Prozent der Jungen aus Elternhäusern mit Migrationshintergrund. 

Der Schulunterricht ist für Jungen die häufigste Quelle für ihre Kenntnisse über Sexualität/Aufklärung, für Mädchen die zweithäufigste. Vor allem jüngere Schülerinnen und Schüler wünschen sich Lehrkräfte als Wissensvermittlende.

Start der Pubertät

Sowohl Mädchen als auch Jungen kommen heute früher in die Pubertät als vor einigen Jahrzehnten. Laut einer internationalen Metastudie setzen bei Mädchen die Veränderungen im Durchschnitt ein Jahr früher ein als noch vor Mitte der 1970er-Jahre. Bei Jungen ist die Tendenz ähnlich. Die Autoren haben für die Studie 30 einzelne Studien ausgewertet.